Walter „Maffie“ Marfilius, unlängst bei der Nachmittagssitzung, willkommen geheißen auch vom Krofdorf-Gleiberger Prinzenpaar und der Hofdame
(Foto: Volker Mattern)
(vm).Vor wenigen Tagen wurde er 95 – , er, den sie alle „Maffie“ nennen: Walter Marfilius. Voller Lebensfreude, bei immer noch bester geistiger Frische, feiert er sein Wiegenfest mit zahlreichen Gästen im Restaurant „Lava“. Er ist bekannt wie der „bunte Hund“, Hessens dienstältester, Fassenachter, wie er behauptet, auch wenn es nicht belegt ist, aber kaum Zweifel daran bestehen dürften. Er, dem der närrische Frohsinn in die Wege gelegt wurde, dichtet gern und hat sich auch schon seinen Reim darauf gemacht, wie es sein wird, wenn er einst die Himmelpforte durchschreitet und er dort in der Ewigkeit auch Botschafter närrischen Frohsinns sein will: „Im Himmelbuch steht dann geschrieben, der „Maffie“ schwebt auf Wolke Sieben. Im Arm ein Engelche was mit ihm lacht, so feire ich im Himmel mit Euch Fassenacht“. Doch soweit ist es noch nicht. Ein schelmisches Lächeln huscht über sein Gesicht und seine Gedanken bewegen sich wieder in irdischen Sphären: “Soll ein Rentner guud gedaije, muss er mittags zwaa Stunn laije“. Das beherzigt Walter Marfilius, der seit 35 Jahren den (Un)Ruhestand genießt. Seine Frau Inge wirft mit einem Lächeln ein, dass aus den zwei Stunden Mittagsschläfchen gern auch mal drei werden. Er widerspricht nicht. Das darf man mit Fug und Recht sagen: Die Fassenacht hat den „Maffie“, die Spannkraft verliehen, die ihn jung hielt. Unnachahmlich die Mischform aus „Krofdicher Platt“ und „Määnzer Dialekt“. Es ist kein Faschingsscherz: In Hechtsheim erblickte der „Maffie“ am Rosenmontag anno 1929 das Licht der Welt, genoss als Bub und Heranwachsender bereits den karnevalistischen Frohsinn seiner alten Heimat und lernte so schon ein stückweit auch die Leichtigkeit des Seins kennen; hilfreich, um über Schicksalsschläge, die das Leben manchmal bereithält und auch ihn nicht verschonten, besser hinwegzukommen. Die Liebe verschlug ihn 1956 ins Gleiberger Land. Über jeden Zweifel erhaben war dies auch ein Glücksfall für das hiesige Vereinsleben und mit der damals bereits vorhandenen Saalfassenacht, von den Heimatvertriebenen kurz nach dem Krieg zu einer festen Einrichtung gemacht, fand er gut vorbereiteten Boden. Als sich später noch der Gesangverein und der TSV anschickten, ein Narrenschiff in See stechen zu lassen, war Walter Marfilius ganz vorn mit dabei. Die Veranstaltungen verschmolzen nach „Määnzer“ Vorbild und mit dem „Maffie“ als Steuermann, pardon, „Elferratspräsi“ wurde Krofdorf-Gleiberg schnell zur heimischen Karnevalshochburg. Einem mit einem solchen Elan, der freilich heute, dem Alter geschuldet, nur noch genießt, war es nie zu viel: Vereinsmeier im besten Sinne: In den 60er übernahm er den Vorsitz beim Turn- und Sportverein, war außerdem Gründungsmitglied und 11 Jahre Vorsitzender des Tennisclubs Krofdorf-Gleiberg, gab über ein Jahrzehnt auch den Elferratspräsidenten bei den „Lauschbächer Eiskaale“ und war fast vier Jahrzehnte Vize-Obmann des Vereinskartells in Krofdorf-Gleiberg. Er ist des weiteren Mitglied in der Feuerwehr und dem Gleibergverein. Er dachte und lenkte, als vor gut 35 Jahren die Krofdorf-Gleiberger Fastnachtsfreunde (KFF) aus der Taufe gehoben wurden und das närrische Treiben eine andere Struktur mit neuer Ausrichtung erhielt. Vor allem aber initiierte und ebnete er mit der „Knorzelgarde“ – seinem Kind – dem närrischen Nachwuchs den Weg. Ehrenpräsident und Ehrenvorsitzender ist er bei den KFF schon lange und überdies mit Auszeichnungen und Orden überhäuft. So auch vor 35 Jahren, als ihm die Gemeinde Wettenberg die Silberne Ehrennadel verlieh. Zudem ist er Träger des Großen Verdienstordens der IG Mittelhessischer Karneval. 1995 trat das Geburtstagskind etwas kürzer. Gerne erinnert er sich daran, als er mit 85 Jahren aus einer Not heraus noch einmal gerufen wurde und wieder den Elferratspräsidenten gab. Von Null auf 100 war er wieder da, der „Maffie“ und erntete von den Jungen Lob und Anerkennung, ob seiner hervorragenden Sitzungsleitung. Das sei wie Fahrradfahren, was man nie verlerne, scherzt er. So wie das Akkordeon- und Keyboardspielen, dem der Senioren zuhause noch gerne frönt. Als Fachmann für Orientteppiche hat der dreifache Familienvater, fünffache Opa und vierfache Uropa, den Globus bereist, doch seine Heimat ist Krofdorf-Gleiberg und seine Geistige ohnehin die Fassenacht. Er lobt die Familien- und Seniorensitzungen, nachmittags in der Mehrzweckhalle, wo er vor 14 Tagen selbstverständlich ein gern gesehener Gast war. Der „Maffie“, den man eine „Marke“ nannte, eine „Sondermarke“ und als „Markenzeichen“ bezeichnet, hat er ein großes Herz und seine Saat, die er insbesondere mit der Gründung der KFF einbrachte, trägt Früchte, bis in die jüngste Zeit: Beweis, wie schon erwähnt: „Die Knorzelche“ wie er sie liebevoll nennt, die Jüngsten und in der laufenden Kampagne sind es wieder deutlich mehr als 30 Kinder, bei deren Anblick in ihren rot-weißen Kostümchen und den Tanzeinlagen, der Altersjubilar seine Rührung nicht verbergen kann und will. „Wann ien Kroffdich die Knorzel werre daaze un d‘ Maffie off d‘ Bühn‘ stitt“ – kreiert vor vielen Jahren, gespielt von der GOW (Gruppe ohne Weibsleut) und gesungen auch jüngst wieder von Bandmitglied, „Schorsch“ (Hans-Georg Gerlach). Herzlichen Glückwunsch „Maffie“ und ein dreifach donnerndes „Krofdorf-Gleiberg Helau“.