Tim Mattern nahm Gäste im KuKuK mit nach Spitzbergen
(Foto: Volker Mattern)
(vm).
“Wenn einer eine Reise tut…“, dann kann er was erleben und wenn es eine besondere ist, sind all jene dankbar, an diesem Erlebnis teilhaben zu dürfen, die wahrscheinlich nie, oder nicht so bald – wie im vorliegenden Fall – nach Spitzbergen kommen. Dr. Tim Mattern war dort und bereit, mit Fotos und einigen kleineren Filmsequenzen, knapp 100 Gäste teilhaben zu lassen an dem, was er im Sommer vergangenen Jahres erleben durfte. In der Kunsthalle des KuKuK (Kunst- und Kulturkreises Wettenberg), nahm er sein begeistertes Publikum mit auf diesen Trip bleibender, unvergesslicher Eindrücke. “Mit dem Walroß auf Augenhöhe“ lautete der Titel seines Vortrags. Schon lange sei es sein Wunsch gewesen, dieses faszinierende Inselarchipel im hohen Norden, zwischen Norwegen und dem Nordpol kennen zu lernen. Tim Mattern ist ein naturbegeistertes Mitglied im NABU Wettenberg und bekennender Umwelt- und Naturschützer. Mit dem NABU pflegt der KuKuK gerne und häufig eine fruchtbare Zusammenarbeit. Der Vortrag von Tim Mattern war der Auftakt zahlreicher Veranstaltungen im Jahresprogramm 2024 des KuKuK. Vorsitzende, Barbara Yeo-Emde, dankte dem Naturberichterstatter für seine Bereitschaft zu diesem Vortrag. Auch wenn nicht alle Aufnahmen von scharfer Brillianz waren – worauf Tim Mattern immer wieder mal hinwies, so lebte der Vortrag nicht zuletzt auch von der ebenso eloquenten, wie humorvollen Erzählweise des Vortragenden, der mit Witz und unzweifelhaften Sach- und Fachverstand den Gästen einiges Wissenswerte über die Tier- und Pflanzenwelt von Svalbard, wie Spitzbergen auch genannt wird, vermitteln konnte. Da ging es los, mit dem „gelben Punkt“, der auf der großen Panoramaaufnahme in weiter Ferne kaum zu erkennen war und der damit verbundenen Frage, warum dieser „gelbe Punkt“ gefährlich ist. Es handelte sich nämlich um einen Eisbären und diesen Raubtieren ist es egal, womit sie ihren Appetit stillen. Aber zu einer unmittelbaren Begegnung kam es Gott sei dank nicht und es blieb beim Spurenlesen. Die „Rembrandt van Rijn“ war über 10 Tage und 800 Seemeilen lang die schwimmende Heimat von Tim Mattern und etwa 30 weiteren Mitreisenden, die aus zwei großen Interessenslagern bestand: Den passionierten Fotografen mit ambitionierter Ausrüstung und den rein an der Tier und Pflanzenwelt der unberührten, arktischen Wildnis Interessierten, zu denen auch Tim Mattern gehörte. Die Tour war über eine Reederei gebucht, aber es gab so gut wie keinen Luxus auf dem Dreimaster mit seiner zehnköpfigen Besatzung und den beiden Guides, also keine Touristenkreuzfahrt im klassischen Sinne. Je nach Witterung und Eisbeschaffenheit fanden jeden Tag Landexkursionen statt. Durch die beiden Schlauchboote waren diese Landgänge möglich und ermöglichten, Landschaften von atemberaubender Schönheit zu sehen, etwas über Geschichte und Geografie zu erfahren und vor allem der arktische Tier- und Vogelwelt sowie der Vegetation nahe zu kommen, in diesem von Norwegen verwalteten, aber internationalem Gebiet. Von allem hatte Tim Mattern ein wenig „mitgebracht“ und davon am meisten etwas von den gefiederten Bewohnern auf Spitzbergen, über die er ausführlich und gerne berichtete. Die Schneeammer war seine erste Vogelbeobachtung und beim Landgang das Alpenschneehuhn. Die Küstenseeschwalbe, die im Norden brütet und im Süden überwintert, ließ sich blicken, ebenso Weißwangengänse, Eismöwen und mit den amselgroßen Krabbentauchern die häufigsten Seevogelart weltweit. Dickschnabellummen, Prachteiterenten und Papageientaucher gesellten sich zu den Beobachtungsobjekten. Die Gäste erfuhren, warum große Seevogelkolonien wichtig für das Ökosystem sind, denn wo sich die Tiere Aufhalten, wird der Pflanzenwuchs gefördert, wovon Rentiere und Gänse profitieren. Der Regenbrachvogel war auch zu entdecken. Er habe in dieser Region eigentlich nichts verloren, doch seine Anwesenheit sei ein untrügliches Zeichen für den Klimawandel, so Tim Mattern. Der Vortrag hätte seine Titel nicht verdient gehabt, wenn es eines schönen Tages bei einer Landexpedition nicht doch noch zu einer Begegnung mit den massigen Tieren gekommen wäre. Eine Kolonie von bis zu 80 Walrößer wurde gesichtet. Wenn man weiß, dass diese Tiere schlecht sehen, aber gut hören, weckt man ihre Neugierde durch plätschern im Wasser und sie kommen tatsächlich auf die künstlich erzeugte Geräuschquelle zu. Jetzt musste man nur noch, mit gebührendem Abstand, ehrfurchtsvoll in die Knie gehen, um „Mit dem Walroß auf Augenhöhe“ zu sein. Zwergwale, Polarfüchse, Rentiere und Robben komplettierten die Sammlung an tierischen Eindrücken in der Mitternachtssonne, im arktischen Frühling bei Temperaturen zwischen zwei Grad Minus und acht Grad Plus.