Andreas Kraft (links) dankt Jürgen Leib für 50 Jahre Schriftführer-Tätigkeit. Die Laudatio hielt Gerhard Schmidt (rechts)

(Foto: Volker Mattern)

(vm).“Historiker, Schriftgelehrter, Macher und Ideengeber” – Dr. Jürgen Leib wurde mit Prädikaten überhäuft. Zur Recht, wie nicht nur der 2. Vorsitzende des Gleibergverein, Gerhard Schmidt, sondern der Gesamtvorstand und die Mitgliederversammlung befanden. Mit Jürgen Leib ging ein Mann von Bord, der 50 Jahre Schriftführer des Gleibergvereins war. Ohne das er es in seiner bescheidenen Art wollte, rückte er im Rittersaal bei der Jahreshauptversammlung in den Mittelpunkt und die Laudatio auf einen Menschen, dessen Leistungen es zu würdigen galt, hielt Gerhard Schmidt. Schon zur 1200-Jahr-Feier von Krofdorf-Gleiberg 1974 brachte er ein 700seitiges Heimatbuch mit Titel, „Zwischen Tradition und Fortschritt” heraus und in diesem Werk geht er auf 40 Seiten auch auf die Geschichte der Burg Gleiberg ein. 1975 die Wahl zum Schriftführer, obwohl er selber eigentlich keine Wahl hatte und durch den damaligen 1. Vorsitzenden, Hermann Pfaff und den 2. Vorsitzenden, Günter Feußner, mehr oder weniger in das Amt gehoben wurde. Jürgen Leib war außerdem von 1975 bis 1986 noch Schriftführer im Vetzberg Verein. Als gründlicher Forscher, erhellte er mit seinen Dokumentationen und Darstellungen 185 Jahre Burggeschichte, baute das Vereinsarchiv auf und hat zahlreiche Publikationen zur Burggeschichte und über das Gleiberger Land veröffentlicht. Gerhard Schmidt sprach auch die Begleitung von Maßnahmen zur Bauerhaltung und Bausanierung durch Jürgen Leib an. Seine lebendige Vortrags- und Erzählweise, so der Laudator, nutzte beispielsweise auch das Hessische Landesamt für Denkmalpflege und war froh, wenn Jürgen Leib sein Wissen für Schulungen anderer Träger in der Denkmalpflege zur Verfügung stellte. Zu nennen an dieser Stelle auch die Ehrenmitgliedschaft im Oberhessischen Geschichtsverein, die Mitwirkung im Denkmalbeirat des Landkreises Gießen und die Pflege der Kontakte zu anderen Burgvereinen. Jürgen Leib gestaltete den jährlichen „Tag des offenen Denkmals” mit. Bei rund 50 Burgführungen im Jahr zeichnet er ein lebendiges Bild des historischen Bauwerks und begeistert so viele Menschen. Zeitnahe, präzise Niederschriften der Vorstandssitzungen und Mitgliedervollversammlung kennzeichnen ihn als Schriftführer, ebenso seine Entwürfe für Schriftverkehr mit anderen Empfängern, hier insbesondere Behörden. Um den „Macher” Jürgen Leib zu beschreiben, erwähnte Gerhard Schmidt beispielhaft sein Engagement und Einfallsreichtum beim Austausch der Fenster des Nassauer Baues und die Akquirierung von Spendengeldern, die Gestaltung der neuen Vereinssatzung sowie die Mitwirkung bei der Bewerbung um den Hessischen Denkmalpreis, der dem Gleisbergverein 2012 verliehen wurde. Kaum zu glauben aber auch für so profane Dinge wie das Kümmern um die Fahne auf dem Bergfried und die Weihnachtsbeleuchtung auf der Turmspitze bleibt ihm noch Zeit. Niemand ist unersetzbar, aber Menschen wie er hinterlassen schon eine Lücke an Wissen und Erfahrung. Er versprach, sich nicht auf sein Altenteil zurückzuziehen, weiter zur Verfügung zu stehen und auch als Burgführer zu wirken. Unterstützt wird er hierbei inzwischen insbesondere von Thomas Meisterknecht, Jochen Blom, Gerhard Schmidt und Andreas Kraft. Seine Nachfolge als Schriftführer tritt nach entsprechender Wahl, Thomas Brunner an, der bisher dem erweiterten Vorstand angehörte. Trotz großer Bemühungen um eine gute Inszenierung hatte der Langstreckensportler Jürgen Leib den Scherz schnell durchschaut, als Vorsitzender Andreas Kraft den Versuch unternahm, ihm als Geschenk die Finanzierung der Startgebühr zum „Abbott Dash to the Finish Line 5 KM”, bei der Teilnahme am New-York-Marathon mit Übernachtung im West Side YMCA Hostel zu offerieren. Ernst gemeint war indes die Sache mit dem großen Insektenhotel, dass die Seniorenwerkstatt baut und der Gleibergverein seinem „alten” Schriftführer” als Naturliebhaber schenken wird. Zudem wurde Jürgen Leib zum Ehrenvorstandsmitglied ernannt. Er bekannte nach der Laudatio, dass ihm die Burg längst zur 2. Heimat geworden sei und ihm die Arbeit mit und für den Gleiberg Verein stets eine Ehre und Freude gewesen sei. Sowohl im Geschäftsbericht des Vorsitzenden wie auch im Bericht des Schatzmeisters, Karlfried Philipp wurde deutlich, worin die Hauptaufgabe des Gleiberg-Vereins liegt und was die unterschiedlichsten Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen im Berichtszeitraum erneute an Investitionen erforderten.Die Sanierungsarbeiten an der Giebelwand des Merenberger Baues schlugen mit knapp 150.000 € zu buche. Die alte Heizung war ein Geldfresser, weil sie sich nicht mehr steuern ließ. Knapp 40.000 € kostete die neue Heizungsanlage. Ein großflächiger Gehölzrückschnitt im Bereich des West- und Nordhanges, abgestimmt mit der UNB, erforderte Aufwendungen in Höhe von 13.000 €. Die Kosten für die Freilegung und Restaurierung der Fachwerkwand am Nassauer Bau beliefen sich auf rund 30.000 €. Noch nicht abzusehen sind die Kosten für die Schadensbehebung des aus der äußeren Nordwand, oberhalb des Burgkellers, herausgebrochenen, 30 m² großen Mauerwerks. Hier mussten im Zuge von Notsicherungsmaßnahmen bereits 8.000 € investiert werden. Derzeit wird ein Sanierungskonzept erstellt, um Förderanträge stellen zu können und die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen mit dem Denkmalschutz abzustimmen. Erst im nächsten Jahr wird man dann mit der eigentlichen Schadensbehebung beginnen können. Maßnahmen, die im laufenden Jahr anstehen, sind die Erneuerung des Geländes der Aussichtsplattform des Balkons am Nassauer Bau und die Erneuerung eines defekten Küchenaufzuges im Gastronomiebereich. Andreas Kraft dankte für die Unterstützung durch Zuschüsse für die bereits abgeschlossenen Maßnahmen durch den Landkreis und die Gemeinde Wettenberg sowie die stets vertrauensvolle und wohlwollende Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden. Gerhard Schmidt, der gemeinsam mit Karlfried Philipp die kulturellen Veranstaltung plant, informierte über die diesjährigen Termine. Am 27. April gastiert Michael Quast im Rittersaal. Karten sind noch erhältlich. Am 8. Juni stellt die Gruppe „Back 2 the 80s” ihr neues Programm vor. Das Multikulturelle Orchester Gießen wird am 29. Juni zu hören sein und am 6. Juli ist Afrika-Tag mit Fallou Si. Bei den Vorstandsergänzungswahlen wurde Andreas Schmidt in den erweiterten Vereinsvorstand gewählt. Auch in Folge des Gleibergfestes gab es im Berichtszeitraum 40 neue Mitglieder. Insgesamt beträgt die Zahl aktuell 616.

Bild Die Rollende Waldschule im Zauberwald

Der Zauberwald ist das Gelände der Wald-Kita Launsbach, oberhalb des Ortes, einem Ortsteil der Gemeinde Wettenberg mit einem herrlichen Ausblick in das Lahntal und dem angrenzenden Umland.

Bei herrlichem Frühlingswetter hatten hier die drei Waldpädagogen des JV-Hubertus Gießen: Roland Jung, Dieter Jüttemeier und Ralf Weber die Rollende Waldschule aufgebaut. Gegen 09.40 Uhr konnte Roland Jung die Kinder der Vorschulgruppe der Launsbacher Kindergärten mit seinem Jagdhorn mit dem Jagdsignal; Begrüßung; begrüßen. Aufgrund der großen Kinderschar wurden mehrere Gruppen gebildet, die verschiedene Stationen durchlaufen mussten.

Dieter Jüttemeier ahmte mit verschiedenen Lockinstrumenten die Lautäußerungen einiger Wildarten nach, die die Kinder erraten sollten und hatten dabei viel Spaß und waren erstaunt, welche Lautäußerungen Tiere abgeben können. Roland Jung beschäftigte die Kinder mit verschiedenen waldpädagogischen und lehrreichen Bewegungsspielen, wo ihnen Spielerisch die heimische Natur- und Tierwelt vermittelt wurde. Ralf Weber erklärte den Kindern anhand der vielen Präparatender die heimische Tierwelt und setzte sich sehr zur Belustigung der Kinder ein Rothirschgeweih auf und ahmte mit einer leeren Küchenrolle den Brunftschrei eines Rothirsches nach. Mit Frau Rita Kotschenreuther, eine Waldpädagogin von Hessen-Forst, starten die Kinder zu einer aufregenden und spannenden Waldexkursion, wo es viel zu entdecken galt. So lernten die Kinder in spielerischer Form die heimische Natur- und Tierwelt kennen, stellten Fragen über Fragen und beteiligten sich aktiv mit Wortmeldungen.

Günter Hofmann, der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Wettenberg-Wißmar stand persönlich am Grill und grillte lecker Bratwürste, die von den Kindern mit großem Appetit verzehrt wurden. Auch Ralf Volgmann, der 1. Beigeordnete der Gemeinde Wettenberg ließ es sich nicht nehmen und wohnte der Veranstaltung bei und zollte den Waldpädagogen viel Lob. So endete nach über 4 Stunden für die Kinder ein erlebnisreicher und aufregender Tag, bei dem sie viele neuer Erkenntnisse sammeln konnten und viele neue Dinge lernen konnten, zwar etwas müde traten sie dann den Rückweg zum Kindergarten an. Wie sinnvoll solche Veranstaltungen sind, belegt immer wieder das große Interessen und die Wissbegierigkeit der Kinder, die mit Begeisterung dabei sind und Fragen über Fragen stellen, denn nur wer die heimische Natur- und Tierwelt mit all ihren Facetten kennt, lernt diese zu schätzen und zu schützen.

Ralf Weber
Leiter der Gruppe Lernort-Natur des JV-Hubertus Gießen

Die Auszeichnung der fleißigsten Wanderer

(Foto: Volker Mattern)

(vm).Die beiden 1. Vorsitzenden des Westerwaldvereins Wißmar, Christoph Lenz und Tom Schiftner, führten gemeinsam durch eine harmonisch verlaufende Jahreshauptversammlung und freuten sich über eine sehr positive Resonanz. Im Berichtszeitraum 2024 fanden 17 Personen den Weg zum Westerwaldverein und somit beträgt der aktuelle Mitgliederstand 209. Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust, wie ein altes Volkslied beschreibt, sondern auch Hauptzielsetzung im Angebot des Vereins. Das diese gesunde Form der Fortbewegung, wie mit Blick auf das Lied, seine ungebrochene Attraktivität hat und viele begeisterte Menschen zusammenführt, war dem Bericht des Wanderwartes, Roger Lauz zu entnehmen. Im vergangenen Wanderjahr 2024 fanden sieben Ganztagswanderungen, fünf Halbtagswanderungen, eine Mehrtageswanderung und eine Fahrradwanderung statt. Diese Angebote nutzen insgesamt 313 Personen. Gewandert wurden in der Summe 287 Kilometer und mit dem Rad zurückgelegt 54 Kilometer. Ein engagiertes Team von fast 20 Mitglieder waren für die Organisation und Durchführung dieser Angebote verantwortlich. Ihnen allen galt der besondere Dank des Wanderführers. Das Wanderjahr 2024 brachte 10 Wanderjubilare hervor. Otto Speier (275. Wanderung), Sabine Barho-Opper (200. Wanderung), Monika Bechthold (125. Wanderung), Andrea Lehmert u. Sabine Schaaf (jeweils die 100. Wanderung), Carmen Jäger und Monika Platt (jeweils die 50. Wanderung) und Karl Christ, Gunta Juraga u. Heino Mülich (jeweils die 25. Wanderung). Die Ehrung und Auszeichnung der fleißigsten Wanderer war wieder Teil der Jahreshauptversammlung und zu denen gehörten mit Blick auf 2024, Monika Platt, Gunta Juraga, Anne Nestler, Carmen Jäger, Thorsten Karl Christ, Jochen Platt, Heino Mülich, Sabine Barho-Opper, Claudia Seck, Heike Speier, Otto Speier, Peter Wagner und Volker Opper. Die Mitgliederversammlung im Vereinsheim war auch der würdige Rahmen für die Ehrung der Jubilare. Seit einem halben Jahrhundert gehört Dieter Fleck dem Westerwaldverein an. Auf 40jährige Vereinszugehörigkeit blicken Anton Bader, Peter Gwosc, Karin Kappes und Bodo Will. Vor 25 Jahren traten Dieter Drommershausen, Petra Milde, Gabriele Schmidt, Christoph Stroh, Armin Stroh, Gerda Wagner und Hans-Jürgen Zehner dem Verein bei. Schriftführerin, Birgit Stroh, hielt die Laudatio auf die treuen Mitglieder. Im Rahmen des Geschäftsbericht rief der Vorstand die Aktivitäten und Ereignisse des vergangenen Vereinsjahres in Erinnerung. Die Teilnahme am Ortspokalschießen gehörte unter anderem dazu. Das wunderschön gelegene und gepflegte Wanderheim oberhalb Wißmars wurde, wie dem Wanderheimbericht zu entnehmen war, in 2024 40 Mal vermietet. Beispielsweise fand dort das Treffen der Gäste aus den Wettenberger Partnergemeinden aus Frankreich und Ungarn statt und auch die Firma Schunk Sonosysteme richtet dort ihr Sommerfest aus. Einen Überblick über die Finanzlage des Westerwaldvereins gab Kassiererin, Sabine Barho.

Die beiden Vorsitzenden, Tom Schiftner (links) und Christoph Lenz (rechts) mit den Jubilaren, Bodo Will, Armin Stroh, Dieter Fleck und Peter Gwosc (v.l.)

(Foto: Volker Mattern)

Zum Frühlingskonzert hatte das Blasorchester Wißmar eingeladen

(Foto: Volker Mattern)

(vm).“Frühling lässt sein blaues Band, wieder flattern durch die Lüfte”. So zu lesen im Gedicht von Möricke, allerdings waren es keine wohlbekannten Düfte und auch kein leiser Harfenton. Dafür aber wohlbekannte Klänge von 25 Bläsern. Das Blasorchester Wißmar hatte zum Frühlingskonzert in das Bürgerhaus Launsbach eingeladen. Einer fehlte, an den es zu erinnern galt: Joachim „Lerry” Lehr. Der vergangenes Jahr verstorbene führte viele Jahre mit seinem unnachahmlichen Witz durch die Programme bei den Auftritten des Wißmarer Blaorchesters. „Ich kann zwar über Witze lachen, aber keine machen – zumindest nicht mit dem Charme, wie „Lerry””, gestand Monika Monter. Die Vorsitzende beschrieb und kündigte die einzelne Stücke an. Die Musiker, unter Leitung ihres Dirigenten, Gilbert Monter, eröffneten mit dem Marsch „Bozner Bergsteiger”. Der „Böhmische Frühling” ist nicht nur eine Polka von Rudi Fischer, sondern auch das Motto der Wißmarer Bläser für 2025. Nach dem „Egerländer Frühschoppen§, folgte der „Egerländer Traum”, aber dahinter steckte keine Absicht, auch wenn mancher Frühschoppen bei so manchen danach vielleicht schon selige Träume ausgelöst hat. Mit sicherem Gespür für Abwechslung in Rhythmus folgten flotte Weise auf ruhige Stück. Eine Reminiszenz an Hubert Wolf war die Polka „Lustige Musikanten”, Die „Finkensteiner Polka” beschloss den 1. Teil, doch zuvor sahen sich die Gäste in einen verträumten Blick gen Himmel versetzt, denn „Weise Wolken” war der alleinige Walzer vor der Pause. Für den Gesang im Orchester trat Gerhard „Mollo” Wagner an Mikro, auch im Duett mit Gilbert Monter. Mit den beiden sehr bekannten Stücken, „Drei weiße Birken” und dem „Böhmischen Wind” von Ernst Mosch, starteten die Musikanten in den 2. Teil. Zum bunten Melodienstrauß gehörten auch Wir Musikanten”, „Babuschka” und andere Titel. Von Ernst Mosch stammte auch „Mein Herz schlägt nur für dich” und die „Böhmische Liebe kommt aus der Feder von Mathias Rauch. Wie es sich gehört, bedankte sich das Blasorchester mit dem Titel „Dankeschön und auf Wiederseh’n”. Auf die Einlösung dieses Versprechen freuen sich die Gäste, die mit viel Applaus den schönen Nachmittag quittierten.

Harald Voll, leitender Forstdirketor a.d. Beschloss mit einem vielschichtigen und detaillierten Blick auf die Wechselbeziehungen zwischen Tier- und Pflanzenwelt im Krofdorfer Forst und ihre klimatischen Einflüsse die Vortragsreihe „Der Krofdorfer Forst und seine Tierwelt”

(Foto: Volker Mattern)

(vm).Das war viel Holz. Mit dem Vortrag „Der Krofdorfer Forst – mehr als Bäume”, endete die Vortragsreihe „Der Krofdorfer Forst und seine Tierwelt im Winterhalbjahr 2024/2025 und wieder zog es gut 100 Gäste in den völlig überfüllten Schulungsraum des HTM (Holz- und Technikmuseum). Lang, aber nicht langweilig war er – der Vortrag von Harald Voll. Mächtig viel Input gabs über zwei Stunden vom ehemaligen Leiter des Forstamtes Wettenberg. Der Forstdirektor a. D. beleuchtet mit Leidenschaft und enormen Sach- und Fachverstand – auch mal mit einem Augenzwinkern – alle Facetten des Waldgebietes, dass ihm nicht nur während seiner beruflichen Tätigkeit an Herz gewachsen ist. Wer am Schluss den „Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen hat”, der hatte nicht aufmerksam zugehört, denn das 4.200 ha große Waldgebiet ist das größte geschlossene in unmittelbarer Nähe von Gießen und hat viel zu bieten. Im Einstieg ging Harald Voll zunächst auf die lebensraumbestimmenden, abiotischen Umweltfaktoren ein, beschrieb die Gesteinszusammensetzung aus Ton- und Kieselschiefer, Grauwacke und Löss und welchen Einfluss großklimatechnisch gesehen, Niederschläge, Sonneneinstrahlung und Luftbewegung auf die Pflanzen- und Tierartenzusammensetzung haben und in welcher Wechselbeziehung Flora und Fauna unter diesen Einflüssen stehen. Das Kleinklima sei ebenfalls nicht zu vernachlässigen, aber schwierig zu messen, so Harald Voll. Die Bodenverhältnisse im Krofodrfer Forst sind eher schlecht, wegen der nur spärlichen Nährstoffversorgung, erfuhr man. Im Rahmen der biotischen Standortfaktoren kamen Pilze, Pflanzen und Tiere zum Vortrag. Pilze sind Wasser- und Nährstofflieferanten, zersetzen Material, können aber als Befall auch Krankheitserreger übertragen, wie an dem Beispiel des Erlensterbens verdeutlicht wurde. Pflanzen liefern Tieren und Pilzen Nahrung, konkurrieren um Licht, Wasser und Nährstoffe. Die Buche fühlt sich offensichtlich im Forst sehr wohl. Sie sei die dominierende Baumart, informierte Harald Voll. Exemplare können bis zu 40 Meter hoch werden. Nur Extreme von Nässe und Trockenheit vertragen sie nicht. Bis zu 350 Jahre – in seltenen Fällen 550 Jahre alt – können sie werden und Arten, die in einem Buchenwald überleben wollen, müssen höher und schneller wachsen, oder im Schatten der Buchen ihr Refugium finden, wie einst die Eibe, die aber, so der Experte, wegen ihrer Giftigkeit bereits im Mittelalter ausgerottet wurde. Die vergangenen Förstergenerationen haben, so seine Darstellung, den Eichenbesatz begünstigt. Diese Baumart ist mit 27 % vertreten. Kiefern waren wohl nach dem 2. Weltkrieg beliebt bei Förstern, die sie aus dem Osten kamen. Über die Jahre seien immer unterschiedliche Schwerpunkt zu beobachten. Die abgängige Fichte ist noch mit knapp 8 % vertreten und erwähnenswert noch Douglasie und Lärche.Das Vorkommen an Pflanzen beeinflusst die Tierarten, aber Tiere üben umgekehrt auch ihren Einfluss aus. Wildverbiss, Schälschäden, Baumrindenabbiss und Schlag- und Fegeschäden sind registriert und verursacht durch Großwild, wie Rot-, Schwarz-, Reh-, Dam- und Muffelwild. Borkenkäfer und wie neuerdings auch der Eichenprachtkäfer verändert durch die Schäden die sie anrichten, wiederum die Zusammensetzung der Pflanzendecke. Die Klimaerwärmung begünstige diese Kalamitäten, so Harald Voll. Einen weiterer Teilbereich seines Vortrages widmete er der Definition „Naturraum” und der zur Rede stehende Krofdorfer Forst gehört als Teileinheit mit einem einheitlichen Großklima als Krofdorfer- und Königsberger Forst zum Gladenbacher Bergland. Interessant im Vortrag das Kapitel der Geschichte des Krofdorfer Forstes. Zur Keltenzeit (800 bis 400 v. Chr.) war beispielsweise der Dünsberg unbewaldet. Unmengen an Holz wurde zum Kochen, Heizen, und für die Eisenverhüttung benötigt. Das Mittelalter (500 bis 1.500 n. Chr.) führte zu einer landwirtschaftliche Nutzung des Waldes. Die Nutzung durch Laubausbeute, das zur Einstreu für das Vieh genutzt wurde, entzog dem Wald wertvollen Stickstoff. So veränderten sich Waldnutzung und Prozesse. Über die Zeiten war der Wald Hutewald und auf der Zeitschiene gingen die Betrachtungen bis zum Beginn des Industriezeitalters, weiter über die Nachkriegszeit bis zur Neuzeit. Stets waren die Veränderung auch eine Folge der unterschiedlichen Lebensumstände der Menschen. Im Folgenden lenkte Harald Voll das Augenmerk auf die Lebensräume,die Mitte der 90er Jahre durch die Hessische Biotopkartierung auch als bemerkenswerte Biotope im Krofdorfer Forst erfasst wurden. Quellen und Bäche, Stillgewässer, Wald- und Streuobstwiesen und Steinbrüche wurden beleuchtet und ihr teilweise naturnaher Rück- und Ausbau, um sie für die spezifischen Tierarten wieder attraktiv zu machen. Breiten Raum nahm das Kapitel der Tierwelt ein. Von den Säugetieren leben mindestens 42 Arten ständig im Krofdorfer Forst. Das sind 56 % von rund 75 in Hessen vorkommende Arten. Fuchs, Steinmarder, Waschbär und Wildkatze zählen zu den großen Räubern. Hermelin, Iltis, aber auch Insektenfresser wie Fledermäuse, Igel und Spitzmäuse sowie der Maulwurf bilden die Schar der kleinen Räuber. Bei den Großsäugern beschrieb Harald Voll, wie nützlich Wildscheine sind, die durch das Aufbrechen der Böden optimale Keimbedingungen für Baumsämlinge und andere Pflanzen schaffen und damit ihren Beitrag zur Naturverjüngung leisten. Weitere große und auch kleine Pflanzenfresser beherbergt das Waldgebiet. Von den 181 Brutvogelarten in Hessen brüten ca. 80 Arten im Krofdorfer Forst. Einblicke in die ökologische Bedeutung der Höhlenbauer, wie die unterschiedlichen Spechtarten, folgten Beschreibungen der Großhöhlenbrüter sowie der Greifvögel und Eulen. Dabei beschrieb Harald Voll die Gilden von Boden-, Busch-, Kronen- und Höhlenbrüter. Es wäre unvollständig gewesen, über die Amphibien, Fische und zahlreichen Arten der Wirbellosen hinwegzugehen. Welche Veränderungen sind im Krofdorfer Forst bei der Tierwelt zu erwarten und wer kommt wieder? Es könnten sich Populationen von Mufflons und Damwild aufbauen. Biber, Wolf, Luchs Mink, Fischotter und Nutria würden die Gesellschaften ergänzen, ebenso südliche Vogelarten wie Wiedehopf und Pirol. Des weiteren Schlingnatter, Zauneidechse, Gelbbauchunke, Seefrosch und bei den Insekten auch ungeliebte wie der Eichenprozessionsspinner und zur wärmeliebenden Art gehört die ohnehin schon fast heimische schwarzviolette Holzbiene. Das Thema Waldfunktion gehörte zur Gesamtbetrachtung und hierbei die Themenfelder Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion. Holz als nachwachsender Rohstoff mache nur Sinn, wenn er auch genutzt werde, so Harald Voll. Zur Naherholung weist der Index der Besucherfrequentierung, festgestellt in einer Sommerwoche, das Fohnbachtal, Krokel, Kattenbach, Waldhaus, Reitplatz Wißmar, Erlental, Schmelzmühle und Odenhausen bis Altenberg als Schwerpunkte aus. Besonderheiten des Krofdorfer Forst sind das Waldhaus und die Waldhausstraße als einzig ständige anthropogene „Störung”, sowie die Beherbergung einer Bienenbelegstelle. Zum Schluss ging Harald Voll noch auf das 1971 eingerichtete Forsthydrologischen Versuchsgebiet und die danach 12 Jahre lang durchgeführten Messungen und deren Ergebnisse ein. Förster Udo Steiger, der die Gäste begrüßt hatte, dankte Harald Voll für seinen höchst informative Vortrag und verwies bereits auf den 14. Mai. Da referiert Gerald Reiner zum Thema “Gefiederte Biodiversität”. Die Vortragsreihe im HTM stand unter der Schirmherrschaft der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald”.

Das war alles so etwas von stimmig bei der vierten Jugendcamp-Auflage, die unlängst für zwei Wochen mehr als 40 Teilnehmende plus Betreuende aus den Partnerstädten Sorgues und Grigny/Rhône in Frankreich, Zsámbék und Tök in Ungarn sowie aus Wettenberg selbst im Gleiberger Land zusammenführte: harmonisches Miteinander über (Sprach-)Grenzen hinweg, kurzweiliges und gleichwohl lehrreiches Programm, außergewöhnliche Unterkunft, ideale Witterung und vorzügliche kommunale wie zivilgesellschaftliche Unterstützung.

Veranstalter war das Kinder- und Jugendbüro der Gemeinde Wettenberg mit Jugendpfleger Christoph Werner sowie den Projektleitern Leon Hesse und Martha Rave. Zu den nimmermüden Kümmerern zählten Erster Beigeordneter sowie Sozial- und Jugenddezernent Ralf Volgmann mit Ehefrau Margitt Volgmann Er ist zudem 2. Vorsitzender der Deutsch-Französischen Gesellschaft Wettenberg, da verantwortlich für die Grigny-Connection, und er hatte vor fünf Jahren mit seiner trinationalen Jugendcamp-Initiative allseits offene Türen eingerannt.

Finaler Höhepunkt: Einige der Camp-Teilnehmenden beim Frankfurt-Besuch mit Römerberg-Tour

Gleichwohl funktionieren solche Vorhaben nur, wenn viele helfende Hände anpacken. Volgmanns Dank galt hernach dem Kinder- und Jugendbüro der Gemeinde, der Betreuerschaft, „seinen“ Deutschfranzosen, dem Kunst- und Kultur-Kreis „KuKuK“, dem Heimatverein, der Freiwilligen Feuerwehr Wettenberg, dem Bürgerprojekt Gleiberg, der Seniorenwerkstadt, dem Landesunternehmen „Hessen-Forst“, dem Holz- und Technikmuseum Wißmar, dem „Wißmarer See“-Team, dem Gleiberg-Verein und dem Gesangverein Krofdorf. Unbedingt auch der von DFG-Vorstandsmitglied Gabriel Verhoff geleiteten Gesamtschule Gleiberger Land, durch deren Zuspruch die Unterbringung der Jugendlichen in Klassen- und Funktionsräumen der GGL möglich war. Zudem dankte Volgmann „weiteren engagierten Bürgern“; so hatte etwa ein in Buseck lebendes DFG-Gründungsmitglied aus Krofdorf 200 Euro gespendet, die „bei Nelly“ im Eiscafé „San Remo“ schmackhaft umgesetzt wurden.

Was stand bei den jungen Leuten „auf dem Ferien-Stundenplan“? Anfangs die offizielle Begrüßung durch Bürgermeister Marc Nees und eben Ralf Volgmann. Mit dabei zudem Grigny-Bürgermeister Xavier Odo und dessen Jumelage-Stadtrat Hervè Nouzet. Den Rahmen dafür bot ein Grillabend. Mit Kanus waren die Jugendlichen anderntags von Gießen aus auf der Lahn unterwegs. Am Wißmarer See erlebten sie ein buntes Aktionsprogramm, an dessen Ende die Feuerwehr ihre BBQ-Qualitäten bewies. Der Krofdorfer Forst war ein Thema; diese Exkursion mündete in den Besuch des Holz- und Technikmuseums. In Wißmar gestalteten die Jugendlichen bei einem Graffiti-Workshop die Fassade der „KuKuK“-Ausstellungshalle neu – und vor allem farbenfroh.

Folgten ein Besuch im Freizeitpark „Phantasialand“ und eine Entdeckungstour durch Gießen mit Stadtrallye und der Besuch des Mathematikums. Auf dem geschotterten Teil des Parkplatzes an der Gesamtschule bestritten die jungen Leute ein Boule-Turnier, dessen Siegerehrung in eine Pizza-Party eingebettet war – mit lautstarkem Karaoke. Dann waren da noch zwei Krofdorfer Wahrzeichen: Freibad Gleiberger Land und Burg Gleiberg, wo der Tag kulinarisch in der Albertusklause ausklang. Ein letzter Höhepunkt, viel mehr geht eigentlich nicht: Ausflug nach Frankfurt mit Schifffahrt auf dem Main und Besichtigung der Altstadt auf dem Römerberg.

Für die Verantwortlichen steht fest: Das Jugendcamp ist binnen kurzer Zeit zu einem bedeutungsvollen und vor allen Dingen lebhaften Baustein im kommunalen Partnerschaftsgeschehen aller beteiligter Orte geworden. Es braucht gleichwohl weiter stete Zuwendung und Kreativität – ein Selbstläufer ist es nicht.

Die Camp-Verantwortlichen Lydia Gomis (Grigny), Marta Rave und Leon Hesse (beide Wettenberg), Genna Leggio (Sorgues), Clèment Caron (Grigny)

Matthias Trinter (3.v.l.) mit Harald Voll, Christian Zehring Ralf Jäckel, Harald Dersch und Klaus Schwarz (v.l.)

(Foto: Volker Mattern)

(vm).Dort, wo vor 47 Jahren alles seinen Anfang nahm, da sollte es auch enden – am alten, 1912 erbauten, Forsthaus Krofdorf, in der oberen Hauptstraße. Ein wenig wehmütig ging es da kürzlich zu und auch und insbesondere die Hauptperson des Tages war sichtlich bewegt: „Der Bub vom Fohnbachtal geht“, so könnte doch die Überschrift lauten, wie er etwas nachdenklich meinte. Dieser Bub, Matthias Trinter, ist zudem auch ein waschechter Krofdorfer Bub, der dort am 10.Juli.1961 das Licht der Welt erblickte, aufwuchs, zur Schule ging, die er 1977 mit dem Hauptschulabschluss beendete. Danach begann seine Laufbahn im Staatswald Krofdorf, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Hessens. Viele Vorgesetzte hat er kommen und gehen sehen. Zunächst 1977 als Forstgehilfe und ein Jahr später die Ausbildung zum Forstwirt beim Forstamt Lahn, unter Forstdirektor Kurt Hild. Erstes Lehrlingsgehalt damals, knapp über 400 Deutsche Mark. Matthias Trinter wurde dem Revier Krofdorf zugeteilt. Karl Klatt war der Revierförster und unter seiner Aufsicht und Führung folgten die ersten Schritte des „Frischlings“ als Waldarbeiter, begleitet außerdem von Haumeister, Hans Leicht. Dessen Sohn, Hans-Joachim Leicht, folgte als Revierleiter auf Karl Klatt und war somit der 2. Förster, dem Matthias Trinter unterstellt war. Es kamen noch Klaus Ohsan, Udo Steiger und zuletzt der nun im Amt als Revierförster amtierende, Yannik Necker. Namen, an die der Leiter des Forstamtes Wettenberg, Forstdirektor Christian Zehring, in seiner Laudatio für den frisch gebackenen Ruheständler erinnerte. Neben vielen weiteren Freunden, Weggefährten, Kollegen und Vorgesetzten waren auch zugegen der Regionalleiter beim Landesbetrieb HessenForst, leitender Forstdirektor, Harald Dersch und mit Forstdirektor a. D., Klaus Schwarz, der ehemaligen Leiter des Forstamtes Gießen, zu Zeiten, als Matthias Trinter nach bestandener Abschlussprüfung 1981 seine Anstellung als Forstwirt fand. „Hier haben sie sich offensichtlich sehr gut geführt, denn bereits 1986 wurden sie mit 25 Jahren zum Forstwirtschaftsmeister-Lehrgang zugelassen“, erinnert Christian Zehring. Der Absolvent bestand und wurde folgerichtig zum Meister bestellt. Seit 1988 bildete er zahlreiche Lehrlinge aus, zuletzt gemeinsam mit Meisterkollegen, Jörg Wagner, dem er besonders dankte für eine schöne, gemeinsame Zeit. 1997 erfolgte die Versetzung zum Forstamt Wettenberg, dass zunächst von Forstdirektor Harald Voll, danach von Forstdirektor Ralf Jäkel geleitet wurde – beide Ruheständler waren ebenfalls gerne und in Verbundenheit und Wertschätzung gegenüber dem scheidenden Forstbetriebsmeister von HessenForst zur Abschiedsfeier gekommen. Ehrlich und authentisch, zuverlässig und engagiert, so wurde der „Bub vom Fohnbachtal“ beschrieben. „Man konnte sie ruhig arbeiten lassen“, habe es immer geheißen, so sein letzter Chef und dieses Vertrauen hat sich Matthias Trinter über all die Jahre verdient. „Geht nicht, gabs nicht“ und dazu gehörte auch, wenn nötig mal privates Werkzeug für die Arbeit im Wald zur Verfügung zu stellen. Wenn nötig, bekam auch mal ein Auszubildender die Ecken und Kanten seines Ausbilders lautstark zu spüren, wenn der sich vielleicht etwas ungeschickt angestellt hatte. Der Submissionsplatz „Trinter Eck“ an der Waldhausstraße wurde in den letzten Jahren der Lieblingsplatz von Matthias Trinter und dort soll auch der Baum des Jahres 2024, die Elsbeere ihren Platz finden, die er als Geschenk bekam. Zudem gabs ein T-Shirt mit der Aufschrift, „Auch eine Legende geht mal in Rente“. „Ich habe die Zeit im Wald mit allen Höhen und Tiefen durchlebt und vom ersten bis zum letzten Arbeitstag keinen davon bereut“, sagte Matthias Trinter, dem auch Anja Beyer vom Personalrat gratulierte und dankte. Mit der Überreichung der offiziellen Entlassungsurkunde durch Christian Zehring und dessen Hoffnung, dass er weiterhin das hervorragende Catering bei den Drückjagden organisiere, endete der offizielle Teil und es ging gesellig und gemütlich weiter. Matthias Trinter wurde von den Traktorfreunden Krofdorf-Gleiberg, denen er angehört, bei der Bewirtung der Gäste unterstützt.

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