Andreas Kraft (links) dankt Jürgen Leib für 50 Jahre Schriftführer-Tätigkeit. Die Laudatio hielt Gerhard Schmidt (rechts)
(Foto: Volker Mattern)
(vm).“Historiker, Schriftgelehrter, Macher und Ideengeber” – Dr. Jürgen Leib wurde mit Prädikaten überhäuft. Zur Recht, wie nicht nur der 2. Vorsitzende des Gleibergverein, Gerhard Schmidt, sondern der Gesamtvorstand und die Mitgliederversammlung befanden. Mit Jürgen Leib ging ein Mann von Bord, der 50 Jahre Schriftführer des Gleibergvereins war. Ohne das er es in seiner bescheidenen Art wollte, rückte er im Rittersaal bei der Jahreshauptversammlung in den Mittelpunkt und die Laudatio auf einen Menschen, dessen Leistungen es zu würdigen galt, hielt Gerhard Schmidt. Schon zur 1200-Jahr-Feier von Krofdorf-Gleiberg 1974 brachte er ein 700seitiges Heimatbuch mit Titel, „Zwischen Tradition und Fortschritt” heraus und in diesem Werk geht er auf 40 Seiten auch auf die Geschichte der Burg Gleiberg ein. 1975 die Wahl zum Schriftführer, obwohl er selber eigentlich keine Wahl hatte und durch den damaligen 1. Vorsitzenden, Hermann Pfaff und den 2. Vorsitzenden, Günter Feußner, mehr oder weniger in das Amt gehoben wurde. Jürgen Leib war außerdem von 1975 bis 1986 noch Schriftführer im Vetzberg Verein. Als gründlicher Forscher, erhellte er mit seinen Dokumentationen und Darstellungen 185 Jahre Burggeschichte, baute das Vereinsarchiv auf und hat zahlreiche Publikationen zur Burggeschichte und über das Gleiberger Land veröffentlicht. Gerhard Schmidt sprach auch die Begleitung von Maßnahmen zur Bauerhaltung und Bausanierung durch Jürgen Leib an. Seine lebendige Vortrags- und Erzählweise, so der Laudator, nutzte beispielsweise auch das Hessische Landesamt für Denkmalpflege und war froh, wenn Jürgen Leib sein Wissen für Schulungen anderer Träger in der Denkmalpflege zur Verfügung stellte. Zu nennen an dieser Stelle auch die Ehrenmitgliedschaft im Oberhessischen Geschichtsverein, die Mitwirkung im Denkmalbeirat des Landkreises Gießen und die Pflege der Kontakte zu anderen Burgvereinen. Jürgen Leib gestaltete den jährlichen „Tag des offenen Denkmals” mit. Bei rund 50 Burgführungen im Jahr zeichnet er ein lebendiges Bild des historischen Bauwerks und begeistert so viele Menschen. Zeitnahe, präzise Niederschriften der Vorstandssitzungen und Mitgliedervollversammlung kennzeichnen ihn als Schriftführer, ebenso seine Entwürfe für Schriftverkehr mit anderen Empfängern, hier insbesondere Behörden. Um den „Macher” Jürgen Leib zu beschreiben, erwähnte Gerhard Schmidt beispielhaft sein Engagement und Einfallsreichtum beim Austausch der Fenster des Nassauer Baues und die Akquirierung von Spendengeldern, die Gestaltung der neuen Vereinssatzung sowie die Mitwirkung bei der Bewerbung um den Hessischen Denkmalpreis, der dem Gleisbergverein 2012 verliehen wurde. Kaum zu glauben aber auch für so profane Dinge wie das Kümmern um die Fahne auf dem Bergfried und die Weihnachtsbeleuchtung auf der Turmspitze bleibt ihm noch Zeit. Niemand ist unersetzbar, aber Menschen wie er hinterlassen schon eine Lücke an Wissen und Erfahrung. Er versprach, sich nicht auf sein Altenteil zurückzuziehen, weiter zur Verfügung zu stehen und auch als Burgführer zu wirken. Unterstützt wird er hierbei inzwischen insbesondere von Thomas Meisterknecht, Jochen Blom, Gerhard Schmidt und Andreas Kraft. Seine Nachfolge als Schriftführer tritt nach entsprechender Wahl, Thomas Brunner an, der bisher dem erweiterten Vorstand angehörte. Trotz großer Bemühungen um eine gute Inszenierung hatte der Langstreckensportler Jürgen Leib den Scherz schnell durchschaut, als Vorsitzender Andreas Kraft den Versuch unternahm, ihm als Geschenk die Finanzierung der Startgebühr zum „Abbott Dash to the Finish Line 5 KM”, bei der Teilnahme am New-York-Marathon mit Übernachtung im West Side YMCA Hostel zu offerieren. Ernst gemeint war indes die Sache mit dem großen Insektenhotel, dass die Seniorenwerkstatt baut und der Gleibergverein seinem „alten” Schriftführer” als Naturliebhaber schenken wird. Zudem wurde Jürgen Leib zum Ehrenvorstandsmitglied ernannt. Er bekannte nach der Laudatio, dass ihm die Burg längst zur 2. Heimat geworden sei und ihm die Arbeit mit und für den Gleiberg Verein stets eine Ehre und Freude gewesen sei. Sowohl im Geschäftsbericht des Vorsitzenden wie auch im Bericht des Schatzmeisters, Karlfried Philipp wurde deutlich, worin die Hauptaufgabe des Gleiberg-Vereins liegt und was die unterschiedlichsten Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen im Berichtszeitraum erneute an Investitionen erforderten.Die Sanierungsarbeiten an der Giebelwand des Merenberger Baues schlugen mit knapp 150.000 € zu buche. Die alte Heizung war ein Geldfresser, weil sie sich nicht mehr steuern ließ. Knapp 40.000 € kostete die neue Heizungsanlage. Ein großflächiger Gehölzrückschnitt im Bereich des West- und Nordhanges, abgestimmt mit der UNB, erforderte Aufwendungen in Höhe von 13.000 €. Die Kosten für die Freilegung und Restaurierung der Fachwerkwand am Nassauer Bau beliefen sich auf rund 30.000 €. Noch nicht abzusehen sind die Kosten für die Schadensbehebung des aus der äußeren Nordwand, oberhalb des Burgkellers, herausgebrochenen, 30 m² großen Mauerwerks. Hier mussten im Zuge von Notsicherungsmaßnahmen bereits 8.000 € investiert werden. Derzeit wird ein Sanierungskonzept erstellt, um Förderanträge stellen zu können und die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen mit dem Denkmalschutz abzustimmen. Erst im nächsten Jahr wird man dann mit der eigentlichen Schadensbehebung beginnen können. Maßnahmen, die im laufenden Jahr anstehen, sind die Erneuerung des Geländes der Aussichtsplattform des Balkons am Nassauer Bau und die Erneuerung eines defekten Küchenaufzuges im Gastronomiebereich. Andreas Kraft dankte für die Unterstützung durch Zuschüsse für die bereits abgeschlossenen Maßnahmen durch den Landkreis und die Gemeinde Wettenberg sowie die stets vertrauensvolle und wohlwollende Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden. Gerhard Schmidt, der gemeinsam mit Karlfried Philipp die kulturellen Veranstaltung plant, informierte über die diesjährigen Termine. Am 27. April gastiert Michael Quast im Rittersaal. Karten sind noch erhältlich. Am 8. Juni stellt die Gruppe „Back 2 the 80s” ihr neues Programm vor. Das Multikulturelle Orchester Gießen wird am 29. Juni zu hören sein und am 6. Juli ist Afrika-Tag mit Fallou Si. Bei den Vorstandsergänzungswahlen wurde Andreas Schmidt in den erweiterten Vereinsvorstand gewählt. Auch in Folge des Gleibergfestes gab es im Berichtszeitraum 40 neue Mitglieder. Insgesamt beträgt die Zahl aktuell 616.